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Klosterkirche wird zum Auerhaus!

Aug 11, 2019

Von Noa Wessel.  Nach „Der Gott des Gemetzels“ in der Friedhofskapelle verwandeln wir nun die Wennigser Klosterkirche in das „Auerhaus“. Da haben wir uns nochmal was vorgenommen!

Theaterinszenierungen in theaterfremden Räumen sind keine Neuigkeit. Und doch ist es immer wieder eine Herausforderung: Die Eigenheit eines Theaterraums ist idealerweise, dass er nichts anderes sein will als ein offener Raum der Möglichkeiten. Je weniger er vorgibt, umso freier können wir Theatermacher*innen darin arbeiten und das realisieren, was unserer Vision für das jeweilige Stück entspricht.

Ein theaterfremder Raum ist in der Regel genau das Gegenteil. Er ist für bestimmte Zwecke gebaut und eingerichtet. Das sieht man ihm an, das riecht man, das fühlt man, das schmeckt man. So bringt ein theaterfremder Raum immer seine eigene(n) Geschichte(n) mit.

Die Klosterkirche hat nicht nur eine Geschichte – Jahrhunderte alt – sie hat auch eine lebendige aktive Gegenwart. Sie ist Gottesdienst-Raum, ist Feier-Raum, ist Meditations-Raum, voller Bedeutung und Bekenntnis. Ein nicht geringer Teil unseres Publikums wird sich in dieser Kirche mit und in ihrer ureigentlichen Funktion wohl und „wie zu Hause“ fühlen.

Wie können wir also hier eine Geschichte erzählen, die zunächst einmal nichts mit diesem Raum zu tun hat? Wie können wir die Vor-Bedeutung dieses Raumes relativieren zugunsten einer offenen Wahrnehmung dessen, was und wie wir erzählen?

Wir werden versuchen, einen neuen, fremden, frischen Blick in den Raum zu werfen und zu ermöglichen. Wir verändern Blick-Achsen, wir setzen Licht und schaffen dunkle Ecken. Wir verbergen etwas und betonen etwas anderes. Wir nehmen uns die Freiheit der Unbefangenheit.

Wir hoffen auf einen konstruktiven, kreativen Effekt: Darauf, dass Geschichten sich ergänzen und gegenseitig spiegeln; dass neue Blickwinkel erhellend und bereichernd sein können.

Für uns, das Ensemble, ist dieser Schritt auf der halben Strecke der Probenarbeit bereits spürbar. So war es in der Friedhofskapelle, und so ist es jetzt auch in der Klosterkirche.

Der Raum verändert sich für uns! Wir bewegen uns anders, freier, wir machen ihn sehr bewusst zu unserem Raum der Möglichkeiten. Wir gewöhnen uns an ihn und er sich an uns…

 

Auerhaus: Wie ein hoffnungsvoller kurzer Winter der Anarchie an der Härte des Alltags scheitert…

Die Fragen und Probleme dieser besonderen Zeit zwischen dem Ende der Schule und dem Beginn dessen, was wir – Böses ahnend – den „Ernst des Lebens“ nennen, siedelt Bov Bjerg in den 1980er Jahren an. All das war vor 30 Jahren nicht anders als heute!

Mit diesem Kunstgriff schafft er es aber, zwei Generationen zu vereinen:

So können sich die jungen Erwachsenen der Gegenwart schnell in die Gemütslagen der Freundesgruppe einfühlen. Für die Generation, die all das in den 80er Jahren erlebt hat, ist es eine Entdeckungsreise in die vergangene Welt ihrer Jugend: Wehrdienst oder Verweigern? Musterungsbefehl? Ab nach Berlin…!

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