Freie Sicht – mit Einschränkungen
Von Levi Wessel.
Mittwochabend, 19:15 Uhr.
Auf dem Monitor des Laptops erscheint das Bild eines jungen Mannes, dann das einer jungen Frau. Nach und nach kommen immer mehr Teilnehmer in die gerade gestartete Videokonferenz, bis schließlich alle 10 Spieler*innen der neuen Inszenierung des Werkstatttheaters auf dem Bildschirm zu sehen sind.
Jede*r sitzen wir in unseren eigenen vier Wänden, vor uns den Text des neuen Stückes: „Freie Sicht“ von Marius von Mayenburg.
Sie ist etwas gewöhnungsbedürftig, diese erste digitale Probe, in der immer wieder die Videoübertragung abbricht und das Bild stehen bleibt. Doch eine halbe Stunde nach Probenbeginn sind wir schon fleißig am Lesen und Text verteilen.
Der Versuch:
Trotz des herrschenden Kontaktverbots und der schwierigen Umstände rund um die aktuelle Corona-Pandemie wollen wir die begonnene Inszenierung des Werkstatttheaters fortführen.
Die Lösung:
Proben per Videokonferenz, alles so genau wie möglich planen und konzeptionieren und dann, wenn die Gefahr vorbei ist, mit Vollgas an die Umsetzung gehen.
Schnell sprudeln also die Ideen durch die Proben-Videokonferenz, an der auf diesem Wege auch Thore teilnehmen kann, obwohl er eigentlich noch in Berlin ist. Merkwürdig, wie schnell man sich dann doch auch an die außergewöhnlichsten Situationen gewöhnt.
„Bis Freitag!“ verabschieden wir uns voneinander, die ersten Bilder erlöschen auf dem Bildschirm, und als wir den Laptop zuklappen, kommen wir gerade aus einer höchst produktiven Probe – ohne unsere Wohnungen verlassen zu haben.